Vorhang auf für „Die Räuber“ und „Woyzeck“

Theateraufführung „Die Räuber“
Theateraufführung „Woyzeck“

Am 15.03.2022 und am 21.03.2022 war die lange Theaterabstinenz endlich vorbei. Nach genau zwei Jahren Pandemie, vielen Einschränkungen bei Kultur und Kunst sowie coronabedingten Absagen hieß es am Johannes-Gutenberg-Gymnasium wieder „Vorhang auf“!
Das Schauspielensemble „südsehen“ aus München unter der Leitung von Robert Ludewig war ans JGG gekommen und ermöglichte es so den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 10-12, auch in Corona-Zeiten eine Theateraufführung zu erleben. Organisiert von der Fachschaftsleiterin Deutsch OStRin Stefanie Nußer fand die Veranstaltung in der Aula statt, die zu diesem Zweck zum Theaterraum umfunktioniert und den Coronaregeln entsprechend bestuhlt worden war.
Zur Aufführung gebracht wurden – absolut passend zum Lehrplan der jeweiligen Jahrgangsstufen – die Dramen „Die Räuber“ von Friedrich Schiller für die 10. Klassen und Büchners „Woyzeck“ für die Oberstufe.


Robert Ludewig hatte beide Stücke zusammen mit den Schauspielerinnen und Schauspielern (Malte Buhr, Ulrike Dostal, Dieter Fernengel, Ruben Hagspiel, Eva Maria Piringer und Thomas Trüschler) achtsam adaptiert und das Publikum beispielsweise durch die Besetzung der männlichen Hauptfigur Woyzeck mit einer Frau überrascht.
Büchners Fragment gebliebenes Drama gilt als eines der einflussreichsten Werke der deutschen Theaterliteratur: Der einfache Soldat Woyzeck ist der Gepiesackte, der Gequälte, der Gehetzte, der Unterdrückte, Ausgenutzte und Betrogene. Trotz seines anstrengenden Dienstes als braver Soldat reicht sein Sold kaum, um sich und seine Familie durchzubringen. Als Nebenverdienst wird er im Rahmen medizinischer Experimente auf Erbsendiät gesetzt, und als Krönung der Qualen betrügt ihn die geliebte Marie mit einem Tambourmajor. Stress, Entsagung, Unfreiheit und Verrat bringen ihn in einen Zustand der Sinnlosigkeit und wahnsinnsnahen Unzurechnungsfähigkeit. So reichen die Themen des Stücks von finanzieller Not und gesellschaftlicher Verrohung über erniedrigende Machtausübung und Menschenexperimente bis hin zum Eifersuchtsdrama. Mühelos lassen sich so Bezüge zu Fragen der Gegenwart herstellen, was dem Regisseur Robert Ludewig mit seinem Ensemble überzeugend gelungen ist.
Ebenso zeitlos sind die Themen des Sturm-und-Drang-Dramas „Die Räuber“. So mancher  Jugendliche kann sich sehr gut in die Brüderrivalität zwischen Franz und Karl einfühlen. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden und die Intrigen der Figuren fesselten die Zuschauerinnen und Zuschauer. Es wurde ganz deutlich, wie schnell eigene Überschätzung und idealistischer Radikalismus in Anarchie und Gewalt umschlagen können.
Beide Male gelang es dem Ensemble „südsehen“ mühelos, die Stücke so zu präsentieren, dass das Publikum problemlos die dargestellte Handlung erfassen und sich in die Figuren hineinversetzen konnte. Vielen Dank dafür!