Egal ob im elterlichen Garten, auf einem Bolz- oder Fußballplatz oder in der Schulturnhalle: Mit einem Fußball zu kicken, am besten noch mit Freunden, ist für viele Kinder eine der allerliebsten Freizeitbeschäftigungen. Vielen sind dabei aber die verheerenden Bedingungen, unter denen ihr Lieblingssportgerät hergestellt wird, nicht bewusst. In Sialkot etwa, der als „Welthauptstadt der Fußballproduktion“ bekannten Industriemetropole in Pakistan, sind laut einer Mitteilung von „Ökoprojet MobilSpiel e.V.“ zwei Drittel aller fünf- bis 13-jährigen trotz der offiziell verbotenen Kinderarbeit für ein paar Cent am Tag und unter kaum kontrollierbaren Bedingungen an der Herstellung von Fußbällen namhafter Sportartikelfirmen beteiligt. Und dagegen setzt Waldkirchen nun ein kräftiges Zeichen.
Die Idee entwickelte sich im Jahr 2018, als das Befair-Team des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums (JGG) an der Fairhandelsmesse in Augsburg teilnahm. Am Stand der Firma „BadBoys Ballfabrik“ informierten sich die teilnehmenden Schülerinnen über die „faire“ Produktion von Fußbällen und kauften kurzerhand verschiedene Modelle, die seither im Sportunterricht des Gymnasiums zum Einsatz kommen. Weil aber nicht nur das Gymnasium, sondern zwischenzeitlich auch die Stadt Waldkirchen die Idee des fairen Handels nachhaltig vorantreiben möchte, sollte der „faire Fußball“ nicht nur in der Schulturnhalle rollen.
Im Zuge der Bewerbung Waldkirchens um den Titel „Fairtrade-Town“ veranlasste die Fairtrade-Steuerungsgruppe der Stadt den Entwurf eines weiß-blauen Stadtfußballs mit Stadt-, Fairtrade- und Fairplay-Logo. Schnell waren die Bälle der ersten Lieferung verkauft bzw. als Siegerpreis bei verschiedenen Veranstaltungen überreicht. Umso größer ist bei den Verantwortlichen die Freude, dass nun die nächsten 30 fairen Stadtfußbälle auf ihren Spielfeld-Einsatz warten.
„Gerade nach dem langen Winter und den vielen Stunden vor dem Bildschirm im Zuge des Distanzunterrichts sehnen sich viele Kinder und Jugendliche nach Bewegung an der frischen Luft. Da kommt so ein Ball gerade zur rechten Zeit“, sind sich Bürgermeister Heinz Pollak und Oberstudienrätin Birgit Süßke vom Befair-Team des JGG einig. Die „Fairen Fußbälle“ sind im REWE-Markt Miggisch, bei Sport Jakob sowie im Sekretariat des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums käuflich zu erwerben – und sie versprechen allen Fußballbegeisterten ein faires Spiel. Mit einem Preis von 29 Euro pro Stück unterschieden sich die Bälle bei vergleichbarer Qualität übrigens kaum von konventionell hergestellten Fußbällen. Die Menschen jedoch, die sie produzieren, erhalten hingegen faire Löhne für ihre Mühen und sie können an einem gesunden und sicheren Arbeitsplatz tätig sein.