Am 9. Mai 1950 schlug der französische Außenminister und Christdemokrat Robert Schuman die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) vor, deren Mitglieder ihre Kohle- und Stahlproduktion zusammenlegen sollten. Von Konrad Adenauer, dem Kanzler der jungen Bundesrepublik Deutschland, wurde dieser Vorschlag mit Begeisterung aufgegriffen. Die daraufhin zwischen Frankreich, Westdeutschland, Italien und den Benelux-Staaten gegründete „Montanunion“ gilt heute als zentraler Impuls für die europäische Integration und damit als Ursprung der Europäischen Union. Deshalb wird der 9. Mai alljährlich als Tag des Friedens und der Einheit Europas begangen.
Im Rahmen dieses „Europamonats“ lud das Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen den Passauer Landtagsabgeordneten Christian Flisek ein, um den Zehntklässlern in der Aula über die „Idee Europa“, auch in Anbetracht der neuen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine, zu diskutieren. Über die Veranstaltung berichten die Schülerinnen Sophia Krenn und Franziska Drexler (beide Klasse 10b):
„Der Besuch des ehemaligen Bundestagsabgeordneten und derzeitigen Landtagsabgeordneten Christian Flisek ermöglichte uns Schülerinnen und Schülern der 10. Jahrgangsstufe einen interessanten und umfangreichen Einblick in „die Welt der Politik“. Der Vortrag des Politikers umfasste vielerlei Themengebiete. So wurde sowohl über die Europa-Politik und die Demokratie im Allgemeinen als auch über den aktuellen Ukraine-Krieg gesprochen.
Herr Flisek wurde von Schulleiter Dr. Andreas Schöps herzlichst empfangen und begann sogleich seinen Vortrag mit dem Europatag, basierend auf dem 9. Mai 1950, an dem „wir uns auf den Weg zu einer europäischen Einigung gemacht haben.“ Das Ziel sei dabei, „Krieg in Europa zu verhindern“. Wenn man jedoch die aktuelle Lage in Europa mit dem Russland-Ukraine Krieg betrachtet, kommen Bedenken auf, ob dieses Ziel möglicherweise gescheitert sei. Doch laut Flisek sei es das nicht. Denn eben mit dem Zusammenschluss zu Europa bzw. zur Europäischen Union verteidigen wir Demokratie, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Menschenrechte und Mitbestimmungsrechte. Auch der Rechtsstaat wird verteidigt, da hier „nicht das Recht des Stärkeren, sondern die Stärke des Rechts gilt“. Wir verteidigen „unser System, unsere Art zu leben“ gegen alle autoritären Staaten.
Danach appellierte Herr Flisek an die Schülerinne und Schüler, sich doch einmal fünf Minuten Zeit zu nehmen, um das Kriegerdenkmal in Waldkirchen genauer zu betrachten, denn „Weisheit und Demokratie zu lernen“, so der Politiker, „war in Europa ein langer, brutaler und bitterer Weg“. Auch den wesentlichen Aspekt als Nato-Mitglied legt er dar: die gegenseitige Beistandspflicht im Angriffsfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrags. Dazu erklärte er: „Wenn dann die Situation kommt, muss man sich darüber klar werden, was das wirklich heißt“.
Während seines ganzen Vortrags nahm der Abgeordnete immer wieder Bezug auf die Meinungen der Schülerinnen und Schüler und beantwortete abschließend alle auftretenden Fragen.“