„Ja, und ich bin der Sebastian und ich wohne in Freyung“: Landrat Sebastian Gruber war sichtlich beeindruckt von der Arbeit der am Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen (JGG) eingerichteten Brückenklasse für geflüchtete ukrainische Schülerinnen und Schüler, sodass er es sich nicht nehmen ließ, auf Augenhöhe mit den Jugendlichen in die Vorstellungsrunde einzustimmen. Gemeinsam mit Abteilungsleiter Siegfried Wilhelm und Sachgebietsleiter Reinhard Tolkdorf stattete Gruber der Brückenklasse einen Besuch ab, um sich vor Ort über die Herausforderungen und das Engagement der Gruppe zu informieren.
Wie JGG-Schulleiter Dr. Andreas Schöps und Oberstudienrätin Michaela Maier, welche die Klassenleitung innehat, informierten, bestehe die Brückenklasse derzeit aus 14 Schülerinnen und Schülern im Alter von elf bis 17 Jahren. Die Vorstellungsrunde mit dem Landrat, bei der die Kinder und Jugendlichen auch ihre Herkunftsorte nannten, machte die ganze Misere deutlich, die sie seit dem letzten Spätwinter erlebten: Sie kommen aus der Hauptstadt Kiew – jüngst von Bombardements erschüttert – oder aus den dauerhaft in den Medien präsenten Städten Charkiw und Mariupol im besonders umkämpften Osten der Ukraine. Die Kriegsereignisse in ihrer Heimat führten sie mit Teilen ihrer Familie nach Bayern. Am JGG wurde bereits im Frühjahr ein Unterrichtsangebot eingerichtet, das mit Beginn des neuen Schuljahres konzeptionell fortentwickelt wurde.
Kern des Unterrichts in der Brückenklasse ist der gemeinsame Deutschkurs, der zwölf Wochenstunden umfasst und für den mit Dr. Sabine Hackl-Rößler eine ausgebildete Fachdozentin für Deutsch als Zweitsprache gewonnen werden konnte. Zudem erhält die Klasse mit je zwei Wochenstunden einen gesonderten Englisch- und Mathematik-Unterricht, den die arrivierten JGG-Kolleginnen Michaela Maier und Christine Domani erteilen. Die restlichen Unterrichtsstunden verbringen die Kinder und Jugendlichen in fest zugewiesenen Regelklassen, wo sie – bereits fest integriert – etwa am Englisch- oder am Sportunterricht teilnehmen.
Mit Alisa Zavalna steht der Brückenklasse zudem den kompletten Vormittag über eine aus Kiew stammende ausgebildete Dolmetscherin für Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch als Koordinatorin und Tandem-Lehrkraft zur Verfügung. Sie begleitet die Klasse bereits seit dem Frühjahr und ist für die Kinder und Jugendlichen auch hinsichtlich ihrer traumatischen Erfahrungen zu einer wichtigen Vertrauensperson im schulischen Alltag geworden.
Landrat Sebastian Gruber bedankte sich bei den Verantwortlichen am JGG für das beeindruckende Engagement, das den Schülerinnen und Schülern einen wertvollen Zugang zum bayerischen Bildungssystem biete und damit auch Perspektiven eröffne. Für den Landkreis als Sachaufwandsträger des Waldkirchner Gymnasiums sei es eine Selbstverständlichkeit, diesen Einsatz zu unterstützen und die notwendigen Rahmenbedingungen vorzuhalten. Den Kindern und Jugendlichen, die sich gerade mit Vokabeln aus den Wortfeldern Wetter und Jahreszeiten beschäftigten, versicherte er: „Ihr seid uns herzlich willkommen!“