Widerstand in Vergangenheit und Gegenwart aus erster Hand

Die Schülergruppe aus Waldkirchen zusammen mit den Dozentinnen und Zeitzeugen
am Eingang von Kloster Banz
Dr. Axel Smend erzählt aus dem Leben seines Vaters
Die Zeitzeugen bei der gemeinsamen Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern

Es ist bereits eine liebgewordene Tradition am JGG, dass sich einmal im Jahr eine besonders an geschichtlich-politischen Fragestellungen interessierte Schülergruppe an einem außerschulischen Lernort unter Seminarbedingungen mit einem entsprechenden Thema intensiv auseinandersetzt.

Dieses Mal widmeten sich 17 Jugendliche aus den Klassen 10a und 10b im Rahmen eines Schülerseminars der Hanns-Seidel-Stiftung im Kloster Banz dem Thema „Widerstand gestern und heute“.

Dabei stellte Dozentin Ute Schärmann den Schülerinnen und Schülern an den ersten beiden Tagen mutige Frauen und Männer vor, die während der NS-Diktatur Widerstand gegen das verbrecherische Regime geleistet hatten: Georg Elser, die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie ihre Mitstreiter von der „Weißen Rose“ und der militärische Widerstandskreis um Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 versucht hatte, Hitler zu töten und die Nationalsozialisten zu entmachten, standen hier im Mittelpunkt. Anhand von anschaulichen Vorträgen, die durch das selbständige Arbeiten an Originaldokumenten und vielfachen Medieneinsatz aufgelockert wurden, lernte die Waldkirchner Gruppe so auf sehr abwechslungsreiche Weise mehr über die Beweggründe und das Vorgehen der Widerständler sowie die Hintergründe ihres jeweiligen Scheiterns.

Höhepunkt dieses ersten Seminarblocks war die Begegnung mit den Zeitzeugen Frauke Hansen und Dr. Axel Smend, deren Väter jeweils zum Widerstandskreis des 20. Julis 1944 gehört hatten. Dabei stellten sie den Jugendlichen nicht nur dar, welche Rolle ihre Angehörigen jeweils beim Umsturzversuch gespielt hatten, sondern schilderten ihnen auch eindrucksvoll, wie ihr Leben durch die Widerstandaktion ihrer Väter nachhaltig, zum Teil bis in die Gegenwart hinein, geprägt wurde. Traumatisierungen, die durch Strafmaßnahmen der Nationalsozialisten und durch Ausgrenzungserfahrungen unmittelbar nach dem gescheiterten Attentat entstanden sind, da man sie als Kinder von „Volksverrätern“ beschimpft und in Sippenhaft genommen hatte, haben tiefe Spuren in ihnen hinterlassen. Gleichzeitig sind sie jedoch auch Ansporn dafür, ihre Erfahrungen und die Lehren, die sie daraus gezogen haben, an die nachwachsende Generation weiterzugeben. Da sie zudem an dem weiteren Seminarprogramm teilnahmen, suchten sie auch in den Pausen und abends immer wieder das individuelle Gespräch mit den Jugendlichen und trafen dabei auf aufmerksame und begeisterte Gesprächspartner.

In der zweiten Seminarhälfte wurde dann das Thema „Widerstand“ von der ehemaligen Würzburger Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann aus gegenwärtiger Perspektive betrachtet. Dabei lernten die Schülerinnen und Schüler anhand der Beispiele USA, Iran und Israel verschiedene aktuelle Widerstandbewegungen und ihre Protestformen in Workshops kennen, erfuhren durch interaktive Übungen, wie man gemeinsam etwas bewirken und sich gegen den Strom stellen kann und setzten sich in einem weiteren Schritt mit ihren eigenen Werten und Zielen auseinander. Anschließend entwickelten sie Ideen, wie man diese konkret durch Projekte im schulischen Umfeld oder ihrer näheren Umgebung in die Realität umsetzen könnte.

Auf diese Art und Weise wurde ein weiter Bogen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart gespannt, der zeigte, dass jeder Einzelne mit Mut und Engagement etwas in politischen Ausnahmesituationen, aber auch im Kleinen für die Gesellschaft bewirken kann.