Das Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen (JGG), seit Herbst 2022 mit dem „Schulprofil Inklusion“ zertifiziert, hatte Besuch von einer sehr hochrangigen Delegation aus 16 Spitzen-Bildungspolitikern mehrerer deutscher Länderparlamente, des Berliner Senats sowie der Hamburgischen Bürgerschaft, wissenschaftlichen und politischen Referenten sowie Wissenschaftlern der University of California. Unter Gesamtorganisation von MdL Prof. Gerhard Waschler, bildungspolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion, verschaffte sich die Gruppe im Rahmen einer Arbeitstagung einen Eindruck von der Arbeit des JGG im Bereich der Inklusion.
Den Impuls für die Diskussion und den regen Austausch lieferte die Präsentation des Gesamtkonzepts „Inklusion“ durch die JGG-Schulleitung und das „Kernteam Inklusion“, das durch Studiendirektor Thomas Veit, Studienrätin Maria Kölbl und Studienrätin und Schulpsychologin Alexandra Matt vertreten war. Die Ausführungen wurden unterstützt von Eltern von Kindern mit Inklusionsbedarf sowie einer Inklusionsschülerin, welche sehr schnell die Herzen der Delegation für sich gewann.
Schulleiter Dr. Andreas Schöps betonte dabei: „Wir machen diese Arbeit nicht, weil wir müssen oder sollen, sondern weil wir es wollen. Das Schulprofil Inklusion gibt uns viel zurück.“ Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem Inklusionsbedarf habe es immer schon gegeben, der konsequente Schritt für das JGG – vor allem im Sinne der betroffenen Schülerinnen und Schüler – sei es nun gewesen, diese Erfahrungen zu einem Gesamtkonzept zu bündeln, welches zu Beginn dieses Schuljahres mit dem Gütesiegel „Schulprofil Inklusion“ durch die Staatssekretärin im Bayerischen Kultusministerium, Anna Stolz, honoriert wurde. Zu den Förderbereichen am Johannes-Gutenberg-Gymnasium zählen, so die Ausführungen von Schulpsychologin Alexandra Matt, schwerpunktmäßig Autismus, Sprache, Hören, Sehen, körperliche und motorische Entwicklung und die emotional-soziale Entwicklung. Die Lehrkräfte qualifizieren sich sukzessive durch spezielle Fortbildungen für die Arbeit in diesen Schwerpunkten.
In den vergangenen beiden Schuljahren waren es fünf bis sieben Schüler, die einen medizinisch diagnostizierten zusätzlichen Förderbedarf vorweisen und für welche dann auch zusätzliche Ressourcen beantragt werden können. Darüber hinaus werden rund zwei Dutzend Schüler gezielt entlastet. „Das Profil gibt uns den erwünschten Spielraum, um die betroffenen Schülerinnen und Schüler bedarfsgerecht unterstützen zu können“, so Stellvertretender Schulleiter Thomas Veit. Wie wertvoll diese sogenannten „Inklusionsstunden“ – zusätzliche Unterrichtseinheiten, in denen Inklusionsschüler individuell von einer speziell ausgebildeten Lehrkraft betreut und fachlich unterstützt werden – sind, zeigten die anwesenden Eltern auf. So sei es Kindern mit körperlichen Beeinträchtigungen physisch, psychisch oder aufgrund von Arzt- und Therapiestunden oft nicht möglich, am Unterricht teilzunehmen oder Hausaufgaben vollumfänglich zu erledigen. Der versäumte Unterrichtsstoff könne durch diese Zusatzstunden sehr gut kompensiert werden, zudem entstehe ein persönliches Vertrauensverhältnis zu den entsprechenden Lehrkräften, was gerade bei Kindern und Jugendlichen mit Herausforderungen im Autismus-Spektrum wichtig sei.
Studienrätin Maria Kölbl, die seit dem letzten Schuljahr im Bereich der Inklusion arbeitet, gab der Delegation aus Politikern und Wissenschaftlern einen vertieften Einblick in ihre Alltagspraxis: „Inklusion heißt für uns auch, Berührungsängste abzubauen. Wir wollen Nähe herstellen, Verbindungen aufbauen, unter den Schülern, mit den Lehrern, bis hin zu den Eltern.“ Dass dies sehr gut gelingt, bestätigten die die anwesenden Eltern von Inklusionskindern: Gerade weil man als Eltern betroffener Kinder eben wisse und bange, dass ein Notfall eintreten könnte, sei es äußerst beruhigend, dass das Kind in der Schule gut aufgehoben ist, so normal wie möglich zur Schule gehen kann und die Lehrkräfte entsprechend sensibilisiert sind.
Von Seiten der anwesenden Politiker wurde großer Respekt für die Arbeit der Schule geäußert. Die Hamburger Bildungspolitikerin MdHB Birgit Stöver etwa bilanzierte, dass ihr speziell das große Vertrauensverhältnis zwischen Schule und Familien aufgefallen sei. Generell, so die Delegation, könne man vom JGG sehr wertvolle Impulse für die bildungspolitische Diskussion in den einzelnen Bundesländern sowie im Bund mitnehmen.
Die JGG-Schulfamilie indessen verbindet mit dem Besuch der Bildungspolitiker und ihrer wissenschaftlichen Begleitung die Hoffnung, dass der Austausch dazu beitragen konnte, die Qualität der Inklusion an den weiterführenden Schulen in allen Ländern der Bundesrepublik zu verbessern. Der Dank von Schulleiter Dr. Andreas Schöps erging in erster Linie an MdL Prof. Waschler, sich im Rahmen des Arbeitstreffens des Themas „Inklusion“ anzunehmen und es politisch voranzutreiben.
Der sich an die Präsentation des Inklusionsprofils anschließende informelle Austausch zwischen den Gästen und den Vertretern der Schule wurde von einer kleinen Schulband unter der Leitung von Studiendirektor Thomas Gabriel stimmungsvoll umrahmt.