Abiturientenpreis des Bayerischen Clubs

„Herzlichen Glückwunsch zum Abiturpreis, liebe Frau Uhrmann. Großartige Leistung!“, schrieb Bayerns Kultusministerin Anna Stolz handschriftlich in die Gratulationsmappe, die Hannah Uhrmann, Abiturientien des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums Waldkirchen (JGG) des Jahrgangs 2024, anlässlich der Verleihung des Abiturientenpreises des Bayerischen Clubs im Landtag in München überreicht bekam (PNP berichtete). Hannah Uhrmann war dabei eine von sieben Abiturienten aus ganz Bayern bzw. die Vertreterin des Bezirks Niederbayern, die im Rahmen einer Feierstunde für ihre Seminararbeit ausgezeichnet wurden.

Der „Bayerische Club zur Förderung der bayerischen Kultur“ ist eine Vereinigung zur Beförderung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der facettenreichen Kultur und Geschichte aller Landesteile Bayerns. Seit dem Jahr 2000 vergibt der Club je Gymnasialbezirk einen Preis für eine besonders herausragende Fach- bzw. Seminararbeit, in deren Zentrum die Auseinandersetzung mit einem regionalen Thema steht. Die gemeinsame Verleihung für die Preisträger aller Bezirke findet stets auf Einladung des Landtagspräsidenten bzw. der Landtagspräsidentin im Lesesaal des Münchner Maximilianeums statt.

Das Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen stellte nach Marlies Hohenwarter (Deutsch, 2007), Florian Schober (Biologie, 2010), Katharina Biebl (Geschichte, 2015) und Eva-Maria Marold (Katholische Religionslehre, 2020) nun mit Hannah Uhrmann bereits zum fünften Mal einen Preisträger – so oft wie kein anderes niederbayerisches Gymnasium. Hannah Uhrmann hatte in der 11. und 12. Jahrgangsstufe das wissenschaftspropädeutische Seminar im Fach Deutsch bei Oberstudienrätin Heike Schneider mit dem Rahmenthema „Dialekt“ belegt und stellte ihre Seminararbeit unter den Arbeitstitel „Büdhans und Greaveicht – Haus- und Hofnamen in der ‚Neuen Welt‘“, also in der Gegend rund um ihren Heimatort Breitenberg.

Wie ist Hannah Uhrmann auf dieses Thema gekommen? „Durch Zufall“, sagte sie: Bei der Oberkategorie Onomastik (Namenskunde) handelte es sich um ein ihr im Seminar zugelostes Referatsthema. Und wie es so oft ist: Man wächst in ein Thema hinein, entwickelt Schwerpunkte und Fragestellungen – und kommt schließlich nicht mehr davon los. Kursleiterin Heike Schneider würdigte insbesondere die methodische Vorgehensweise ihrer Schülerin: Sie hat sich in die regionalgeschichtliche Literatur eingelesen, diese systematisch ausgewertet, Archivalien und weitere Quellen gesichtet und schließlich Befragungen bei älteren Dorfbewohnern durchgeführt. Gerade die Gespräche, so Hannah Uhrmann, seien besonders gewinnbringend und spannend gewesen.

Ausgehend von einem wissenschaftlich basierten Schema zur Kategorisierung und sprachlichen Gestaltung von Haus- und Hofnamen sowie verschiedenen Überlegungen zu deren identitätsstiftender Funktion und Verwendung in der dörflichen Kommunikation beleuchtete die Abiturientin verschiedene konkrete Beispiele aus der Gegend um Breitenberg, allen voran die Haus- und Hofnamen „Greaveicht“ (zurückzuführen auf den Häusler Veit Krenn im 17. Jahrhundert), „Büdhand“ (abgeleitet von einem sagenumwobenen Bildmotiv im Ortsteil Jägerbild), „Pflega“ (als Hinweis auf die einstige Ansässigkeit eines Dorfrichters) und „Heoreida“ (sich ableitend von der Ortsbezeichnung Hochreut und gefärbt mit der für die Gegend typischen verzwielauteten Aussprache des Vokals o).

Zum Abschluss machte sich die Verfasserin Gedanken zur Zukunft derartiger Bezeichnungen in Anbetracht des dörflichen Strukturwandels. Waren Haus- und Hofnamen einst gängige Referenzen in der mündlichen Kommunikation einer Dorfgemeinschaft jenseits von Hausnummern, Familien- und Straßennamen, so scheint ihre Geläufigkeit immer mehr zu schwinden. Hoffnung gibt, so Hannah Uhrmann mit einem Schmunzeln, dass etwa einer der untersuchten Hausnamen heute voller Stolz als Bezeichnung der innerfamiliären WhatsApp-Gruppe gebraucht wird.   

All diese Erkenntnisse und Überlegungen beeindruckten schließlich auch die Jury des diesjährigen Abiturientenpreises des „Bayerischen Clubs“. Dessen Präsident Stephan Mayer, bekannt als Chefreporter des Bayerischen Rundfunks, der gemeinsam mit Dr. Heinrich Kreuzer die Preisbegründung vornahm, würdigte bei der Feierstunde im Landtag die Verbundenheit zur Heimat im Sinne eines berechtigten Stolzes auf die regionale Herkunft, welcher aus der Arbeit von Hannah Uhrmann abgeleitet werden könne. Kultusministerien Anna Stolz und Landtagspräsidentin Ilse Aigner schlossen sich den Würdigungen an. Für Hannah Uhrmann selbst, die von ihrer Familie sowie vom stellvertretenden JGG-Schulleiter Thomas Veit nach München begleitet wurde, war der Festakt im Maximilianeum allen voran eins: eine wahnsinnig beeindruckende, ehrenvolle und einzigartige Veranstaltung. 

Ein durchaus nicht alltäglicher Fototermin: JGG-Abiturientin Hannah Uhrmann (Mitte) wurde im Lesesaal des Bayerischen Landtags von Stephan Mayer (v.l.), Kultusministerin Anna Stolz, Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Dr. Heinrich Kreuzer mit dem Abiturientenpreis des „Bayerischen Clubs zur Förderung der bayerischen Kultur“ ausgezeichnet. Foto: Stefan Obermeier/Bildarchiv Bayerischer Landtag