Im Rahmen des Schulversuchs „Schulparlamente und Schülerparlamente stärken“ hat sich eine engagierte Schülergruppe des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums Waldkirchen (JGG) im Schuljahr 2022/23 – unterstützt von den Lehrkräften Julia Liedl und Christian Seidel sowie begleitet vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) – auf den Weg gemacht, eine JGG-Schulverfassung zu erarbeiten, welche die Partizipations- und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler stärken soll. Parallel dazu ging es in der Arbeitsgemeinschaft immer wieder um die Frage, wie Demokratie und demokratische Prozesse denn im Alltag funktionieren, auch um diese Erkenntnisse in die neue Schulverfassung samt Geschäftsordnung einfließen lassen zu können. In diesem Sinne stand nun ein Termin bei Landrat Sebastian Gruber auf dem Programm.
Der Besuch im Landratsamt in Freyung war für die Waldkirchner Schülergruppe in mehrfacher Hinsicht ein besonderes und lohnenswertes Erlebnis: Zum einen fand die Gesprächsrunde im Herzstück gelebter Demokratie im Landkreis Freyung-Grafenau, nämlich im Großen Sitzungssaal des Kreistages statt, wobei die Schülerinnen und Schüler die Plätze der Kreisrätinnen und Kreisräte einnahmen, zum anderen erfolgte der lockere und dennoch sachbezogene Austausch mit Landrat Sebastian Gruber auf absoluter Augenhöhe, was großen Eindruck machte.
Bezogen auf die Arbeitsweise des künftigen JGG-Schülerparlaments, das sich zu Beginn des neuen Schuljahres im Herbst 2023 konstituieren wird, ging es im ersten Teil der Gesprächsrunde insbesondere darum, wie – bezogen auf den Kreistag – eine Gremiumssitzung abläuft und wie sie vorbereitet wird. Der Landrat vermittelte dabei hilfreiche, konkrete und pragmatische Ratschläge für das Schülerparlament, etwa bestimmte Rituale für den Ablauf einer Sitzung. Wichtig sei aber allen voran, Streitfragen im freundlichen und respektvollen Umgang untereinander zu diskutieren, denn: „Hinterher soll man noch gemeinsam ein Bier trinken können.“
Einen weiteren Schwerpunkt des Austauschs bildete die Frage, wie das Schülerparlament künftig mit dem Sachaufwandsträger – das JGG ist eine Schule des Landkreises – kooperieren kann, zumal bei vielen konkreten Fragen, etwa im Bereich der Raumausstattung oder der Gestaltung der Außenanlagen, eine enge Abstimmung mit dem Sachaufwandsträger nötig ist. Landrat Gruber betonte dabei die Bedeutung der Schülerperspektive für den Entwicklungsprozess von Schulen. Er sei bereits neugierig auf die ersten Ideen aus dem Schülerparlament und wünsche sich eine lebendige Diskussion.
„Positives Einmischen ist wesentliches Element meines Demokratieverständnisses. Es geht eben nicht nur um das Mitreden, sondern auch um das Mitwirken, die Beteiligung und die Gestaltung“, so Landrat Sebastian Gruber. In diesem Sinne würdigte er das Engagement der jungen Mütter und Väter der JGG-Schulverfassung, die sich nicht nur selbst in die Gestaltung ihrer Schule einbringen, sondern mit ihrer Arbeit auch der gesamten Schülerschaft eine Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung geben. „Ich wünsche mir, dass sich in eurem Schülerparlament schlagkräftige Mehrheiten finden, die hinter euren Anträgen steht, sodass das Gremium an Einfluss gewinnt und dadurch die Sicht der Schüler bei Entscheidungsprozessen konsequent mitgedacht wird“, so der Landrat.
Als Dank überbrachten JGG-Schülersprecher Jonathan Ramesberger und Wertebotschafter Julian Fürst dem Landrat nicht nur ein kleines Präsent, sondern auch eine Einladung zum Schulfest in der letzten Schulwoche. Dann nämlich wird in feierlichem Rahmen die JGG-Schulverfassung samt Geschäfts- und Wahlordnung unterzeichnet.