30 Millionen Bäume in den nächsten fünf Jahren sollen gepflanzt werden – so möchte Ministerpräsident Markus Söder in den bayerischen Wäldern einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Finanzielle Fördermittel des Freistaates Bayern sind gegeben.
Forstbetriebsleiterin Gudula Lermer in Neureichenau erklärt, dass dieser Wald hier aus sechs verschiedenen Baumarten besteht, nämlich Tanne, Buche, Fichte und außerdem Vogelbeere, Lärche und Douglasie. Diesen Baumarten wird eine hohe Resilienz zugetraut bezüglich der klimatischen Veränderungen.
Der Douglasie-Baum wird als Erfolgsmittel beschrieben, da er als sehr wetterbeständig gilt. Ein großer Vorteil ist, dass die Bäume bis zu 150 Jahre alt werden und vom Borkenkäfer abgelehnt werden. Für einen gesunden Wald ist aber dennoch eine Mischung nötig.
Da die gepflanzten Bäume später wiedergefunden werden müssen, werden sie mit Holzstäben markiert, die zudem als Beißschutz dienen. Als Alternative zu den Holzstecken gibt es auch noch Wuchshüllen, die weniger umweltfreundlich sind, da sie aus Plastik sind. Ihr Vorteil ist aber, dass sie als eine Art Mini-Gewächshaus funktionieren und die Bäume somit schneller wachsen. Auch werden Standortpläne für die Waldbesitzer angelegt, die Bodenbeschaffenheit und Wasserversorgung beinhalten. Es wird davon ausgegangen, dass es bei den vorhergesehenen plus zwei Grad bis zum Jahr 2100 bleibt, darauf ist die Strategie ausgerichtet. Wenn es nun aber drei oder fünf Grad mehr werden, dann bräuchte es wieder eine andere Strategie.
[Lena Auzinger; PNP; 26.10.2020]Interview mit Meinhard Riedl, großer Waldbesitzer aus Wotzdorf
Wie groß ist Ihr Waldstück?
Insgesamt besitze ich circa 78 Hektar Wald.
Wie viel davon war vom Sturm betroffen?
Bei mir ist es so, dass ich ungefähr 42 Ha Fichtenbestände und 36 Ha Mischwald habe. Bei meinen Fichtenbeständen steht fast gar nichts mehr und in den Mischwäldern war nach dem Sturm fast überhaupt zerstört.
Welche persönlichen Folgen ergaben sich daraus für Sie?
Oh! Für mich folgte eine sehr schwere Zeit. Aber nicht nur für mich, sondern auch für meine Eltern. Diese wären nämlich schon in der Rente, aber weil ich seitdem fast nur noch im Wald arbeite, müssen die Beiden wieder sehr viel am Hof mitarbeiten. Wir haben schon überlegt, ob wir uns einen Knecht anstellen, aber meine Eltern haben sich dafür entschieden, die Hofarbeit allein zu meistern. Ich hingegen war nur noch im Wald, mittlerweile ist es etwas leichter. 2017, als alles noch frisch umgeworfen war und ich auch oft allein im Wald war, war es auch eine sehr gefährliche Arbeit.
Wie wurde der Schaden behoben?
Ich habe mir einen meiner Traktoren extra zum Forsttraktor umbauen lassen. Nun hat er einen Schutzrahmen und fest eingebauten Kran und Seilwinde. Außerdem habe ich einen Rückewagen und somit alles, was ich für eine effiziente Waldarbeit brauche. Mehrere Monate, fast ein Jahr, war ich damit beschäftigt, die Sturmschäden aufzuarbeiten.
Gab es Folgeschäden wie Käferbefall oder Schneebruch?
Auf alle Fälle! Gleich im Winter wurden weitere Fichtenbestände vom Schnee zerdrückt und ich hatte noch mehr Arbeit. Sowohl 2018 als auch 2019 bekam ich es jeweils im Sommer mit der größten Käferplage zu tun, die ich je erlebt habe. Nun bin ich so weit, dass ich sagen kann, ich habe überhaupt keine Fichten mehr.
Was haben sie danach mit dem Wald gemacht bzw. was möchten Sie in Zukunft machen?
Ich bin gerade dabei, einen Teil wieder mit Fichten zu bepflanzen. Bei der restlichen Fläche werde ich einen Mischwald pflanzen.
Wurden staatliche Förderungen in Anspruch genommen?
Ja natürlich. Ich habe alles genutzt, was ging, was sich im Nachhinein nicht rentiert hat. Diese Förderungen fallen sehr gering aus und die Bedingungen sind auch sehr schwer zu erfüllen. Man muss zum Beispiel Fichtenholz mehr als 500m von der Nächsten stehenden Fichte lagern, um die Forderungen zu erfüllen. Da gibt’s im ganzen Landkreis vielleicht zwei oder drei Orte, an denen dies möglich ist. Ich bekomme mit meinen Kühen mehr Geld in einer Woche als insgesamt durch die staatlichen Förderungen.
- Schutzmaßnahmen für einzelne Bäume
a. Verbissschutzkappen
Ein wirksames Mittel, um die Knospe des sog. Terminaltriebes zu schützen sind Verbissschutzkappen, also Klammern aus Kunststoff, die auf dem „Wipfel“ angebracht werden. Ein Vorteil hierbei ist, dass die Kappen mit dem Wipfeltrieb mitwachsen und diese somit nach einmaliger Anbringung eine mehrjährige Schutzwirkung für den Baum haben. Da es ein recht großer Arbeitsaufwand ist, auf jedem einzelnen Baum eine Klammer anzubringen, eignet sich diese Verbissschutzmaßnahme nur für kleine Flächen bzw. geringe Pflanzenzahlen. Weitere Nachteile stellen die mechanische Beeinträchtigung für den Terminaltrieb und die Gefahr eines vorzeitigen Abfallens durch Wind oder Schnee dar. Diese Kappen können nur bei Nadelbäumen eingesetzt werden.
b. Baumschutzmonosäulen
Bei Laubbäumen dagegen kommen oftmals sog. Baumschutzmonosäulen zum Einsatz. Das sind transparente Plastikröhren, die über den Baum gestülpt werden und so dem Schalenwild den Zugang zu den besonders schmackhaften Knospen verwehren. Ein Vorteil ist, dass diese Röhren selbstständig zerfallen, wodurch diese nicht von Hand entfernt werden müssen. Jedoch wird durch die Kunststoffhülle der Lichteinfall vor allem auf noch kleinere Pflanzen behindert, was diese in ihrer Entwicklung beeinträchtigen kann. Des Weiteren werden durch die Kunststoffröhren häufig Mäuse angezogen, welche die Baumrinde oder die Knospen benagen können.
c. Drahthosen
Eine Möglichkeit besonders wertvolle oder gefährdete Bäume zu schützen ist, diese mit einem einzelnen Drahtkorb zu ummanteln. Diese Methode ist nicht nur sehr aufwendig und teuer, sondern kann den Baum bei nicht rechtzeitiger Entfernung in seinem Wachstum behindern. Zusätzlich kann dieses Drahtgeflecht unter Schneedruck oder durch Eisanhänge mitsamt dem Baum umfallen, wodurch dieser abgebrochen werden kann. Diese Methode wird daher insbesondere bei älteren Bäumen zur Prävention von Biberschäden verwendet.
d. Chemische/ biologische Verbissschutzmittel
Durch das Aufbringen von Vergällungsmitteln auf dem zu schützenden Trieb entfalten diese einen für Wild unangenehmen Geschmack, wodurch die Knospen nicht abgebissen werden. Neben den relativ hohen Kosten ist es zudem ein großer Aufwand jeden Trieb mit dem Mittel zu bepinseln bzw. zu bespritzen. Ein altes „Hausmittel“ ist Schafwolle, die in lockeren Flocken um die Gipfelknospe gewickelt wird. Die Kunst hierbei ist es diese so anzubringen, dass sie durch Wind und Regen nicht von Baum herunterfallen kann. Allgemein aber kann die Wirksamkeit von chemischen oder biologischen Verbissschutzmitteln nicht in jedem Fall garantiert werden.
2. Schutz durch Umzäunung
a. Knotengeflecht
Um eine größere Anzahl von Bäumen bzw. eine neu angelegte Anpflanzung wirksam schützen zu können, kann die gesamte Fläche mit einem Schutzzaun eingefriedet werden. Der Zaun, der dabei am häufigsten vorkommt, ist das sog. Knotengeflecht. Je nach Maschenweite kann damit auch Kleinwild wie Hase oder Fuchs ferngehalten werden. Diese Zäune, die aus verzinktem Draht bestehen, sind besonders witterungsbeständig und langlebig und deshalb dafür ausgelegt, mehrere Jahre an derselben Stelle zu verbleiben. Dies liegt aber auch darin begründet, dass der Aufbau eines solchen Zaunes sehr aufwendig und teuer ist und je nach Gelände auch recht anspruchsvoll sein kann. Zudem ist eine regelmäßige Kontrolle der Umzäunung notwendig, da sich eingedrungenes Wild innerhalb des Zauns sicherer fühlt als außerhalb und somit aufgrund seiner längeren Aufenthaltsdauer eventuell sogar mehr Schäden als ohne Zaun anrichten kann. Je größer die umzäunte Fläche ist, desto schwieriger ist es folglich, diese „dicht“ zu halten, weshalb man im Allgemeinen eine Größe von 2 Ha nach Möglichkeit nicht überschreiten soll.
b. Elektrozaun
Die Errichtung und der Abbau von Elektrozäunen sind wesentlich einfacher und kostengünstiger als der von Drahtgitterzäunen. Erstere erfordern jedoch eine intensivere Kontrolle, da durch eventuell auftretende Kurzschlüsse die Wirksamkeit des Zaunes erheblich beeinträchtigt wird. Auch ist ein Elektrozaun bezüglich herabfallender Äste, Schnee oder Eisanhänge weniger widerstandsfähig als ein Drahtzaun. Desweiteren muss für den Betrieb eine zuverlässig funktionierende Stromquelle zur Verfügung stehen; oftmals wird hierbei auf Photovoltaik-Module bzw. spezielle Batteriespeicher zurückgegriffen.
c. Hordengatter
Eine weitere Möglichkeit der Umzäunung stellen Hordengatter dar, die meist aus unbehandelten Dachlatten gefertigt werden. Diese kann man leicht zusammenbauen und aufstellen, sehr einfach reparieren und auch durch Hinzufügen weiterer Zaunelemente unkompliziert vergrößern. Da unbehandeltes Holz von selbst verrottet, ist ein Abbau nicht mehr notwendig. Diese Tatsache ist aber zugleich ein Nachteil, da mit der kürzen Lebensdauer im Vergleich zu einem Drahtzaun langfristig höhere Kosten einhergehen.
Mit Spitzengeschwindigkeiten von 200 km/h wütete der Orkan namens Kolle am 18. August 2017 über dem Bayerischen Wald und zerstörte rund 12.000 Hektar Wald. Es war eine Katastrophe, mit dessen Folgen man bis heute noch zu kämpfen hat. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass Windwurf ein natürliches Phänomen ist, dass Teil des Lebenszyklus eines Waldes ist. Es führt zum Schaffen neuer, freier Flächen. Diese neuen Lichtungen sind sehr wichtig um die Artenvielfalt zu erhalten. Doch wie genau beeinflussen diese neuen, durch den Orkan geschaffene Flächen das Leben innerhalb eines Waldes?
Pflanzen
Wie Untersuchungen zeigen, tragen Windwurfflächen besonders in Wäldern mit altem Baumbestand zu einer Erhöhung der Artenvielfalt bei. Auch kleine Windwurfflächen sind von Bedeutung. Zunächst erobern Kräuter und Blumen die Lücken im Wald, das leuchtend violette schmalblättrige Weidenröschen, das Johanniskraut oder die strahlend gelbe Königskerze. Auf eher sauren Böden wächst der rosafarbene Fingerhut in die Höhe. Später folgen Sträucher wie die Brombeere oder der Holunder, ehe Birken oder Pappeln die Lichtung erobern. Im Schatten dieser Pionierbäume keimen die Samen der ursprünglichen großen Laubbäume, der Buchen oder Eichen, sodass im Laufe der Jahre ein neuer Wald heranwächst. Die rissige Borke von Pionierbäumen wie der Pappel oder Weide bietet Platz für seltene Flechten wie etwa die Lungenflechte. Pionierphasen entwickeln sich auf Windwurfflächen, mit typischen Gehölzen welche in etwa auch in Waldlichtungen gedeihen. Birkenwälder sind z.B. solche Pionierphasen der Wälder. Die Natur regeneriert sich und viele Baumarten, welche in den Klimaxwäldern (=Schlusswald) nicht vorkommen, gedeihen auf offenen Waldflächen, wie etwa Birken und viele Weidenarten.
Die Lichtverhältnisse, die Temperatur, die Windbewegung so wie die Luft- und Bodenfeuchte können sich in Flächen mit dichtem Totholz bereits innerhalb weniger Dezimeter stark unterscheiden. Diese Vielzahl an Kleinstlebensräumen, sogenannten Mikrohabitaten, ist nicht zuletzt für die Verbreitung von Samen oder das Keimen verschiedener Pflanzen- und Baumarten von Bedeutung. Lichte Bereiche, auf denen Totholz liegen bleibt, spielen aber auch für die zügige und natürliche Waldverjüngung eine große Rolle. Windwurfflächen mit Totholz regenerieren sich schnell. Verrottende Baumstämme in den Lichtungen sind ein wichtiger Untergrund für Keimlinge und bevorzugter Kleinstandort für junge Waldbäume. Heute findet man auf den alten Windwurfflächen viele alte, stark vermoderte Baumreste, die kaum noch zu sehen sind. An ihrer Stelle stehen nun junge Fichten. Diese Waldverjüngung auf Moderholz ist eine der größten Leistungen der Windwurfflächen. Windwurfflächen machen Wälder und insbesondere auch Naturwälder artenreicher. Vor allem aber sind sie auch Heimat für viele seltene oder gar bedrohte Organismen – zum Beispiel für die Elsbeere, die 2011 in Deutschland zum „Baum des Jahres“ gekürt wurde. Auf großen Flächen ist es wichtig, alle überlebenden Bäume als künftige Samenquellen zu schonen.
Ein Sturm verändert den Wald, vor allem auch die Mykorrhizapilze. In den subalpinen Lagen sind Mykorrhizapilze für das Überleben der Bäume lebensnotwendig, sie liefern den Bäumen Nährstoffe und Wasser. Aus dem Sturm Vivian kann man lernen, noch stehende Bäume in den Windwurfflächen sind stehenzulassen, sie sind die Keimzelle für die Mykorrhizapilze des künftigen Waldes.
Totholzräumung nach Windwurf ist nicht sinnvoll. Es widerspricht dem Gedanken des Prozessschutzes und führt zur Reduktion der Artenvielfalt. Nicht geräumte Windwürfe weisen eine deutlich erhöhte Artenvielfalt für verschiedene Artengruppen auf. Es gibt deutliche Unterschiede im direkten Vergleich zwischen belassenen und aufgeräumten Windwürfen.
Es konnte gezeigt werden, dass die Artenzahl von Holzpilzen und holzbewohnenden Flechten auf geräumten Flächen drastisch reduziert war. Damit widerspricht das Räumen fundamental dem Gedanken des Prozessschutzes und es sollten zumindest Windwürfe in Schutzgebieten von Räumungshieben ausgenommen werden.