JGG Nachwuchsforscher referieren auf internationaler Nachhaltigkeitskonferenz auf Hawaii

Sie machten als Referenten bei der ICNC-Konferenz eine wohl einmalige Erfahrung: Das Begabtenseminar des JGG unter der Leitung von Gudrun Preinfalk (rechts) beim gemeinsamen Workshop mit 2. Bürgermeister Christian Zarda (links), Schulleiter Dr. Andreas Schöps (3.v.r.) und Prof. Hermann de Meer (2.v.r).

Seit nunmehr 13 Jahren treffen sich mehrere hundert Forscher aus der ganzen Welt alljährlich auf der International Conference on Computing, Networking and Communications (ICNC), um sich über die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeiten auszutauschen. Heuer auf Big Island, Hawaii, mit dabei: Das Begabtenseminar des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums Waldkirchen (JGG). Das Besondere war, dass die 10 Schüler aus der 9. und 10. Jahrgangsstufe sowie aus der Brückenklasse für Geflohene aus der Ukraine unter der Leitung von Oberstudienrätin Gudrun Preinfalk dabei nicht nur Zuschauer waren, sondern im Rahmen eines Workshops zum Thema „Transition Towards a Renewable and Sustainable Energy System in Practice and Education“ ihre eigenen Forschungsergebnisse präsentieren durften.

Möglich gemacht hatte diese wohl einzigartige Gelegenheit der Geschäftsführer des Nachhaltigkeits-Hubs, einer zentralen Einrichtung an der Universität Passau, die sich mit der Beförderung von Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Campusmanagement beschäftigt, Stefan Schröder. Er stellte den Kontakt zwischen dem Begabtenseminar des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums, das 2023 sowohl als Klimaschule Bayerns als auch als Internationale Nachhaltigkeitsschule prämiert worden war, und den Organisatoren des Workshops auf Hawaii her und eröffnete den JGGlern somit die Möglichkeit, im Rahmen einer Kooperation mit Universität Passau zu forschen und die Ergebnisse auf Hawaii zu präsentieren. „Wir haben nicht lange überlegt und zugesagt“, so Gudrun Preinfalk, „eine solche Chance bekommt man schließlich nur einmal“. „Gleichwohl war uns allen bewusst, welche riesige Herausforderung hier vor uns liegt“, ergänzt Schulleiter Dr. Andreas Schöps, der das Projekt von Anfang an mit begleitete. „Es wäre nicht möglich geworden, hätten wir nicht umfassende Unterstützung durch die Universität erhalten“.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Professor Hermann de Meer, Lehrstuhl für Informatik, und Professorin Christina Hansen, Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft, wurde eine Fragestellung entwickelt, die für die Schüler interessant, aber auch realistisch erforschbar erschien. Einhellig entschied man sich dabei für die Thematik der „Nachhaltigen Energiegenossenschaften“, Organisationsformen, die das Ziel einer dezentralen, konzernunabhängigen und ökologischen Energiegewinnung verfolgen, eine aktive Bürgerbeteiligung auf kommunaler oder regionaler Ebene anstreben und dabei auch Investment- und Renditemöglichkeiten eröffnen. Vor dem Hintergrund, dass in Waldkirchen erst vor kurzem eine entsprechende Genossenschaft gegründet worden war, war die Leitfrage auch rasch formuliert: „Is Waldkirchen ready for becoming a sustainability energy community?“ Dabei galt es, Forschungsfragen zu konkretisieren, Hypothesen zu bilden, ein Forschungsdesign zu entwickeln und Methoden der empirischen Sozialforschung zu nutzen, um echte Erkenntnisse produzieren zu können – allesamt Herausforderungen, die weit über all dem liegen, was normalerweise an einem Gymnasium gelehrt wird. Umso bedeutsamer war hier die Unterstützung durch die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Passau, Dr. Tamara Rachbauer, und ihrem Team von Lehramtsstudenten, die nicht nur die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens in sehr anschaulicher Art und Weise vermittelten, sondern in intensiver Zusammenarbeit mit den Schülern ermöglichten, dass Forschungsergebnisse im besten Sinne generiert werden konnten.

„Wir haben uns einen Forschungsplan zurechtgelegt, den wir Schritt für Schritt abgearbeitet haben“, schildern Lilly Huber, Luisa Zorn und Amelie Puffer die Vorgehensweise. „Zunächst haben wir recherchiert, die Situation in Waldkirchen analysiert und uns im Rahmen eines Workshops mit Experten, insbesondere Professor Hermann de Meer und dem Vorsitzenden der Waldkirchner Energiegenossenschaft, 2. Bürgermeister Christian Zarda, ausgetauscht“. „Im Anschluss,“ ergänzen Matthias Eder, Maximilian Rieger und Matthias Denk, „hat uns Dr. Tamara Rachbauer erörtert, wie wir wissenschaftliche Erkenntnisse mittels Umfragen gewinnen können. Zusammen mit den Studenten haben wir dann eigene Fragebögen entwickelt und insgesamt 113 Waldkirchener befragt“. Abschließend ging es dann an die Auswertung der Daten, die Modellierung von Zukunftsszenarien für Waldkirchen und an die Ausarbeitung einer 40minütigen Powerpointpräsentation, selbstverständlich auf Englisch, wie es sich für eine internationale Konferenz gehört. Rund 600 Arbeitsstunden später standen die Ergebnisse schließlich fest und wurden auf der Tagung in Hawaii präsentiert, „natürlich per Videokonferenz“, wie Paula Hirt, Anna Moser und Hannah Parockinger schmunzelnd ergänzen, „schließlich geht es ja um Nachhaltigkeit“.

„Die Präsentation der Schülerinnen und Schüler vor einem internationalen Fachpublikum war eine extreme Herausforderung“, so das studentische Unterstützertrio Julian Freymann, Diana Brinster und Cecilia Völdl einhellig, „und wir alle standen mächtig unter Druck, als es schließlich losging. Aber alle haben es wirklich mega spitzenmäßig gemacht, und wir sind mächtig stolz auf das Begabtenseminar!“ Dieser Meinung schlossen sich auch die Wissenschaftler, die aus der ganzen Welt zugeschaltet waren, an.

Was sind aber nun die zentralen Erkenntnisse aus der Studie der Schüler? „Schon jetzt deckt Waldkirchen einen erheblichen Teil seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien ab“, führen Tim Eder und Denys Minenkov aus. „Der Ort selbst hat das Potenzial für eine Ausweitung, und die Befragten stehen der Entwicklung einer Energiegenossenschaft sehr offen gegenüber, zumal die gesamte Region davon profitieren kann.“ Ein Zukunftsszenario könnte daher sein, dass vor Ort nicht nur Energie aus regenerativen Quellen produziert wird, sondern dass diese im Sinne eines regionalen Kreislaufes auch vor Ort verbraucht, gespeichert und vermarktet wird. Essentielle Voraussetzung ist dabei, die Bürger intensiv in den Prozess und die Entscheidungen mit einzubinden.

Einen ganz besonderen Mehrwert des Kooperationsprojekts betont schließlich Schulleiter Dr. Andreas Schöps: „Unsere Schülerinnen und Schüler haben sich einer außerordentlichen Herausforderung gestellt, sind über sich hinausgewachsen und haben gezeigt, dass sie als Team Forschungsergebnisse kreieren und präsentieren können, die international Beachtung finden und zugleich einen echten Mehrwert für eine nachhaltige Entwicklung der eigenen Heimat darstellen können. Das verdient unsere Hochachtung.“ Der besondere Dank der Schule gilt Professor de Meer, Professor Hansen, dem studentischen Team mit Dr. Rachbauer sowie dem stellvertretenden Waldkirchner Bürgermeister, Christian Zarda. Die Ergebnisse der Studie sollen nunmehr im Rahmen einer englischsprachigen Publikation zur Tagung veröffentlicht werden.

Der Beitrag für die ICNC-Konferenz wurde per Videoschaltung live nach Hawaii übertragen. Das JGG-Team – hier eine von Schulleiter Dr. Andreas Schöps unterstützt Mädchengruppe – referierte dabei in englischer Sprache.
Ein Auszug aus den Ergebnissen, die in englischer Sprache in die Präsentation für Hawaii eingearbeitet wurden: Dier Befragung der Waldkirchner ergab, dass nahezu 90% der Interviewten einen Ausbau der erneuerbaren Energien positiv betrachtet, insbesondere auch viele über 65-Jährige. 

Das JGG-Begabtenseminar: Seit dem Schuljahr 2022/23 ist am Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen ein Begabtenseminar eingerichtet. Nach dem Vorschlag durch ein Lehrergremium können sich Schüler der Mittelstufe mit besonderen Interessen und Begabungen hierfür bewerben. Das Seminar vermittelt Schlüsselkompetenzen zur Persönlichkeitsentwicklung und eröffnet Zugänge zu unterschiedlichen herausragenden Institutionen und Tätigkeitsfeldern, z.B. in der Medienwelt, in Forschungseinrichtungen sowie in Kulturbetrieben.