Pädagogische Willkommensgruppe für Geflohene aus der Ukraine

Ankommen, Spielen, gegenseitiges Kennenlernen und natürlich auch eine erste, grundlegende Begegnung mit der deutschen Sprache stehen auf dem Stundenplan der pädagogischen Willkommensklasse für Geflohene aus der Ukraine am Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen. Das Bild zeigt einen ukrainischen Schüler mit dem Betreuer-Tandem Franziska Moser (l.) und Alisa Zavalnaya (r.) während des Unterrichts.

Eine bunte Mischung aus Ukrainisch, Russisch, Englisch und Bayerisch klingt seit einigen Tagen durch das Johannes-Gutenberg-Gymnasium (JGG). Die Waldkirchner Schule hat, als erste und bislang auch einzige im Landkreis, eine pädagogische Willkommensklasse für Geflohene aus der Ukraine eingerichtet. Bis zu 15 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren können so das bayerische Gymnasium besuchen und auch am Regelunterricht teilnehmen.

Aber das JGG bietet viel mehr: Neben dem behutsamen Ankommen und dem Kennenlernen der Region stehen das Mitmachen im Unterricht sowie zahlreiche Projekte auf dem Programm, angefangen vom Kuchenbacken über gemeinsame Spaziergänge bis hin zur Erkundung des Stadtparks zusammen mit der Schulhündin Etna. Wesentliche Grundlage vom ersten Tag an: ein Intensivkurs in Deutsch, der eine rasche Integration in die Schulfamilie unterstützen soll.

Ein besonderer Mehrwert ergibt sich aus der personellen Zusammensetzung des pädagogischen Kernteams, „ein echter Glücksfall“, wie Schulleiter Dr. Andreas Schöps sichtlich begeistert betont: Neben der ehemaligen Schülerin Franziska Moser, die mittlerweile ein Lehramtsstudium abgeschlossen hat, konnte mit Alisa Zavalnaya eine ausgebildete Dolmetscherin aus Kiew gewonnen werden, die nicht nur Ukrainisch, Russisch und Englisch, sondern auch fließend Deutsch spricht. Als pädagogisches Tandem begleiten sie die stetig wachsende Gruppe ukrainischer Geflohener auf ihren ersten Schritten im bayerischen Bildungswesen. Unterstützt werden sie dabei von der gesamten Schulfamilie, die sich der neuen Herausforderung mit großer Offenheit angenommen hat.

„Wir bieten schon jetzt unkomplizierte Brücken in unsere Regelklassen, angefangen vom Hineinschnuppern in den Fachunterricht und dem gemeinsamen Musizieren, Sporteln oder Malen bis hin zur aktiven Beteiligung zum Beispiel am Fremdsprachenunterricht“, erzählt Christian Seidel aus der erweiterten Schulleitung. Sein Kollege Kai Spänig unterstreicht die pädagogische Begleitung und soziale Integration: „Die enge Vernetzung von Anfang an ist uns sehr wichtig. Unseren neuen Mitschülerinnen und -schülern stehen zudem alle schulischen Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung, sei es unsere Sozialpädagogin, unsere Schulpsychologin oder eben alle unsere Lehrkräfte. Wir wollen ihnen den Einstieg so einfach wie möglich gestalten und sie in diesen schweren Zeiten auch überfachlich so gut es geht unterstützen.“

Die Schule möchte dabei eine unkomplizierte, niedrigschwellige Willkommenskultur schaffen. „Es ist das mindeste, was wir angesichts der Gräuel des Krieges in der Ukraine machen können. Und wir wollen es mit voller Leidenschaft tun“, bringt Dr. Andreas Schöps die Initiative auf den Punkt. Wie es weitergeht, ist angesichts der derzeitigen Situation in der Ukraine unklar. Die Schule hat ihr Konzept zunächst bis zu den Sommerferien ausgearbeitet. Bis dahin können die Schülerinnen und Schüler das Sprachniveau A1 erreichen, das wohl wichtigste Rüstzeug für die nächsten Schritte am JGG.

Jetzt geht es aber erst einmal in die Ferien. Ob da Langeweile aufkommt? Wohl eher nicht. Franziska Moser und Alisa Zavalnaya haben ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das die ukrainischen Mitschülerinnen und Mitschüler mit den Attraktionen des Landkreises vertraut machen soll und dabei auch viel Zeit für das soziale Miteinander eröffnet. „Nächste Woche geht es gleich in die Saußbachklamm, und dann wollen wir unser erstes Mittagessen auf Deutsch bestellen“, erzählt Alisa Zavalnaya. Ihre Kollegin Franziska Moser muss da auch gleich schmunzeln: „Auf die ukrainische Übersetzung von Schweinsbrat‘n, da bin i wirkli scho gspannt!“. –pnp

Das Johannes-Gutenberg-Gymnasium nimmt gerne weitere Geflohene aus der Ukraine, die zwischen 11 und 18 Jahre alt und in Waldkirchen und den umliegenden Orten untergebracht sind, bei sich auf. Interessenten können sich direkt im Sekretariat melden. In den Ferien ist die Schule durchgehend unter direktorat@jgg-waldkirchen.de erreichbar. Mails können auf Deutsch, Ukrainisch, Russisch und Englisch geschrieben und beantwortet werden. Weitere Informationen zum Einstieg in die Willkommensgruppe finden Sie hier!